Die wichtigsten Trends im Bau- und Immobilienrecht:
- ESG-Kriterien gewinnen in der deutschen Bauindustrie zunehmend an Bedeutung. Neubauten unterliegen immer strengeren Standards und Stadtbehörden setzen bei Quartiersentwicklungen verstärkt auf nachhaltige Lösungen. Der Holzbau erlebt bundesweit eine Renaissance. Auf der Finanzierungsseite erfreuen sich grüne Finanzierungsstrukturen wachsender Beliebtheit, und auch die Nachfrage nach grünen Mietverträgen steigt.
- Die Kombination aus gestiegenen Materialkosten und steigenden Zinsen führte zu einer erheblichen Verteuerung von Bauprojekten. Infolgedessen wurden immer mehr Bauvorhaben auf Eis gelegt oder verzögert. Die finanziellen Belastungen bzw. Kostenüberschreitungen führten zudem zu einer Zunahme von Rechtsstreitigkeiten zwischen Bauherren und Auftragnehmern.
- Die gestiegenen Zinsen führten zu einem merklichen Rückgang der Immobilientransaktionen, insbesondere im Wohnimmobiliensektor. Das Volumen an Distressed-Transaktionen stieg dagegen an, da in finanzielle Schwierigkeiten geratene Immobilieneigentümer dadurch Liquidität freisetzen. Gleichzeitig verzeichnen Spezialimmobilien wie Rechenzentren, Gesundheitsimmobilien und Pflegeheime weiterhin eine hohe Nachfrage bei nationalen und internationalen Investoren.
- Die Energiewende in Deutschland gewinnt weiterhin an Fahrt. Der schrittweise Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie wird durch den Ausbau von Wind-, Solar- und LNG-Anlagen vorangetrieben. Zudem berichten Kanzleien von einem erhöhten Mandatsaufkommen im Bereich innovativer Energieinfrastrukturen, wie Wasserstoff- und Batteriespeicheranlagen.
- Während andere Sektoren aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen vermehrt mit Bauunterbrechungen zu kämpfen hatten, setzte der Infrastruktursektor seine Investitionen fort und trieb zahlreiche Projekte voran. Insbesondere der Ausbau des Schienen- und Straßennetzes steht in Anbetracht der vorangetriebenen Modernisierung der Verkehrssysteme im Fokus der Bemühungen von Kommunen und Bund.
Der deutsche Rechtsmarkt verzeichnete während des Berichtszeitraums einige nennenswerte Teamänderungen: Nach der Schließung des Münchener Büros von Arnecke Sibeth Dabelstein wechselten Thomas Richter (Bau- und Architektenrecht) und Andreas Pannier (Vergaberecht) im Januar 2024 zu avocado rechtsanwälte. Zeitgleich holte Kapellmann und Partner Alessandro Covi von Herbert Smith Freehills LLP und baute somit die branchenspezifischen Arbitration-Kapazitäten aus. Im Juli 2024 machten sich die Bau- und Vergaberechtsexperten Marc Hilgers, Jarl-Hendrik Kues und Stephan Kaminsky von Leinemann & Partner selbstständig und gründeten c.r.p. law. partnerschaft mbb.
Im Immobilienrecht vergrößerte sich Skaling Anfang 2024 mit dem Zugang von Sascha Sell (gewerbliches Mietrecht) und Caspar Franke (Transaktionen und Projektentwicklung) von ROTTHEGE. Den Transaktions- und Projektentwicklungsbereich baute auch Mayer Brown LLP mit dem Zugang von Tina Siebenhaar im Mai 2024 von Bryan Cave Leighton Paisner aus sowie Friedrich Graf von Westphalen & Partner mit dem Zugang von Jessica Hanke (neben Transaktionen und Projektentwicklungen zudem gewerbliches Mietrecht) im Juni 2024 von McDermott Will & Emery Rechtsanwälte Steuerberater LLP. Im Juli 2024 wechselte zudem der an der energie- und immobilienrechtlichen Schnittstelle agierende Elmar Bickert von Heussen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH ins McDermott Will & Emery Rechtsanwälte Steuerberater LLP-Team.